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Geschichte der Stralsunder Straßenbahn
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Planung und Bau der Gasbeleuchtungsanstalt

Im Jahre 1853 wurde ein privater Verein gegründet, der sich mit dem Aufbau einer Gasbeleuchtungsanstalt beschäftigte. Dieser Verein hatte es sich zur Aufgabe gemacht eine Gasanstalt ins Leben zu rufen und den Beweis zu liefern, das selbige auch einen Gewinn abwarf.

Am 6. Oktober 1856 wurde dann eine Kommission vom Rat der Stadt gebildet. Diese übernahm die Verwaltungsarbeit für die zu bauende Gasanstalt. Der Verwaltungsrat setzte sich zusammen aus zwei Ratsherren und zwei bürgerlichen Mitgliedern. Außerdem wurden ein Buchhalter, ein Betriebsdirektor zur technischen Leitung und ein Kontrolleur zur Beaufsichtigung der Rohre und Laternen eingestellt.

Der Direktor der Gasanstalt in Stettin, Herr Kornhardt war ebenfalls Mitglied dieser Kommission und wurde mit der Anfertigung der Pläne und der Kostenanschläge beauftragt.
Nach gründlicher Prüfung der von Herrn Kornhardt eingereichten Unterlagen und einigen "nicht gerade wesentlichen Änderungen", wurden die Pläne zur Annahme empfohlen. Die Wahl des Bauplatzes fiel auf Grundstücke an der Stralsund-Greifswalder Chaussee.

 

Bekanntmachung - Bau einer Gasbeleuchtungsanstalt



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Begründete Einsprüche von Seiten der Stralsunder Bürger wurden nicht erhoben und somit stand also dem Bau eines Gaswerkes nichts mehr im Wege.
Am 23. Juli des Jahres 1856 begannen also die ersten Arbeiten auf dem Gelände mit der Fundamentierung der Gebäude.

Es entstanden:

ein Kohlenschuppen
das Ofenhaus
eine Reinigung
ein Gasometergebäude mit zwei Behältern mit je 250 Kubikmeter Inhalt (Oktaeder-Form)
eine Werkstatt
und
ein Verwaltungsgebäude

Die Kosten für die Einrichtungen der Gebäude, Apparate und Rohrleitungen beliefen sich auf etwa
150 000 Taler.
Auch das Verlegen der Rohre lief planmäßig. Als Rohrmaterial verwendete man Stahlgussrohre, die aus England importiert wurden.

 

Lageplan 1857



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Das gesamte System von Haupt- und Zweigrohren war im wesentlichen im November 1856 verlegt worden. Während der Wintermonate wurden dann die Privatleitungen verlegt.

Insgesamt wurden bis zur Betriebsaufnahme des Gaswerkes ca. 13,5 km Rohrnetz gebaut. Der Verbrauchsdruck war mit maximal 9 mbar festgelegt und wurde aus den Gasbehältern direkt gespeist.

In einem Regulativ über die Abgabe des Leuchtgases an Privatpersonen [68 KB] bei der Stralsundischen Gasbereitungsanstalt waren alle Bedingungen festgehalten, wie die Leuchtgasabgabe erfolgen sollte. Auch die Gaspreise waren schon festgelegt. Damals wurde die Gasmenge nicht in Liter oder Kubikmeter gemessen, sondern in Kubikfuß. Die Gaszähler waren auch damals schon Eigentum des Gaswerkes.

 

Gusseiserne Röhren aus Glasgow



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Interessant sind in diesem Regulativ die Bestimmungen zur Ausführung von Installationen Im Paragraph 3 stand, dass sämtliche Installationsleitungen von der Gasanstalt auszuführen sind. Private Betriebe wurden also nicht zugelassen.

Im Jahre 1867 wurde diese Bestimmung dann so abgeändert, daß alle Arbeiten nach vorheriger Anmeldung nach Wahl des Abnehmers entweder durch die Gasanstalt oder durch private Installationsunternehmen durchgeführt werden konnten.

Nur die Leitungen bis zum Gaszähler mussten durch die Gasanstalt verlegt werden.

 

Mann kann wohl sagen....



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Die Gaszähler hatten die Bezeichnung Gasmesser und waren sehr kompliziert aufgebaut. Die Zähl- und Messeinrichtung war in einer Flüssigkeit gelagert. Die Zähler wurden deshalb auch "nasse Zähler" genannt.

Erst später ging man zu trockenen Zählern über.

In Stralsund erfolgte die Abgabe der Gaszähler unentgeltlich, dass heißt, dass ursprünglich auch keine Gasmessermiete entrichtet werden musste. Stralsund stand damit im Gegensatz zu anderen Städten ziemlich alleine da.

Die Zähler gab es auch in verschiedenen Größen. Sie wurden nach Anzahl der Flammen benannt. So gab es Zähler für 3 Flammen, 4 Flammen bis zu 50 und 100 Flammen. Erst in unserer Zeit ist man von dieser Bezeichnung abgegangen.

 

Auszug aus den Bedingungen zur Gasabgabe



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Die Gasmenge wurde in Cubikfuß gemessen. Das alte Maßsystem war sehr kompliziert, zumal ein Cubikfuß nicht gleich Cubikfuß war. In Stralsund wurden Zähler eingerichtet, die die verbrauchte Gasmenge nach Cubikfuß preußischem Maß erfasste. In anderen Städten wurde wiederum der Cubikfuß nach englischen Maß erfaßt.

Um Preisvergleiche durchführen zu können, musste man also die Gasmengen auch noch umrechnen.

 

Kubikfuss in Kubikmeter



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Anfang des Jahres 1857 waren auch die Gebäude auf dem Gelände des Gaswerkes fertig gestellt. Es konnten also die Apparate und Gasbehälter montiert werden.
Um die Dichtigkeit des verlegten Rohrsystem zu prüfen, wurden sämtliche Hähne in der Stadt abgesperrt und die Rohrleitung unter Druck gehalten.

 

Die Druckprobe



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