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Geschichte der Stralsunder Straßenbahn
Stralsunder Gasversorgung bis 1992
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    Wie alles mit der Chronik begann
    Planung und Bau der Gasbeleuchtungsanstalt
    Die ersten Betriebsjahre
    Von der Jahrhundertwende zum ersten Weltkrieg
    Erster Weltkrieg und die Auswirkungen
    Die Entwicklung zwischen den Weltkriegen
    Zweiter Weltkrieg und die Auswirkungen
    Der schwere Neuanfang
    Von der Ölspaltanlage zur Bezinspaltung
    Der Winter 1978/1979 und seine Auswirkungen
    Die politische Wende und Ihre Auswirkungen
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Zweiter Weltkrieg und die Auswirkungen

1939 brach Hitler den 2. Weltkrieg vom Zaun.

Erste Kriegsvorbereitungen bekam das Stralsunder Gaswerk schon mit einer Verfügung vom 16.09.1938 zu spüren. Hier wurde die Verdunkelung der Laternen für Luftangriffe gefordert. In Stralsund wurden also Sturmlaternen auf Kreuzständer, Blauglasglocken, Laternen mit Blechkappen und Blauglas und Glimmglühkörper eingerichtet. Die Lampen waren in einem Aufstellungsplan erfaßt.

Interessant ist auch, daß am 21.11.38 durch den Rat eine Betriebssatzung erstellt wurde in der die Stadtwerke Stralsund ein Eigenbetrieb werden sollten. Damit war auch die Integrierung des Stralsunder Hafens in die Satdwerke vorgesehen. In der Verwaltungssitzung am 09.05.1939 erfolgte dann die Vereinigung des Hafens mit den Gas- und Wasserwerken. Es wurde eine Werkleitung gebildet, die aus dem Technischen Direktor der Gas- und Wasserwerke bestand, aus dem Hafenkapitän und dem kaufmännischen Direktor der Stadtwerke.

Auf Druck der Zentrale für Gas- und Wasseranlagen Stettin kündigten die Stadtwerke den Vertrag über die Gasgemeinschaft am 06.02.1940 auf. Diese allgemeine Kündigungswelle hatte wohl etwas mit der generellen Auflösung von Verbänden während des Krieges zu tun.


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1941 wurden die letzten Netzerweiterungen bis Kriegsende vorgenommen.

So wurde eine Industriegasleitung in der Boddenstr. (jetziges Volkswerftgelände) mit 717m Länge und ein Teil der Rügendammstr. (152m) erschlossen. Insgesamt bestanden jetzt 2907 Hausanschlüsse und 1245 Laternen waren aufgestellt.

In dieser Zeit wurde auch die Möglichkeit in Stralsund geprüft ausgehend vom Gaswerk eine Fernheizung zu errichten, um Kohle für die Einzelheizung der Bevölkerung und Industrie zu sparen. Dazu gab es einige Rundschreiben und Fragebögen, die durch die Stadtwerke zu beantworten waren.

Der Technische Direktor, Herr Niepage, hat festgestellt, daß das Gaswerk für eine Wärmelieferung an Fremde nicht geeignet sei. Obwohl die Dampfkesselleistung gut ausreichte, wurde hier offensichtlich versucht, die Kohle für die eigene Gasproduktion zu ersparen. Schade, denn es wäre damals sicherlich der Anfang einer zentralen Wärmeversorgung für die Bevölkerung der Frankenvorstadt möglich gewesen.

Während noch 1942 in der Presse mitgeteilt wurde, daß in Stralsund bisher keinerlei Einschränkungen für den Gasverbrauch notwendig seien, machten sich schon 1943 Einsparungen notwendig. Diese wurde durch den Sparerlaß des deutschen Reiches vom 27.04.1943 noch untermauert. Hier wurde eine erste Zwangseinschränkung im Gasverbrauch von 10% gefordert. Die Werbekampagne des Gaswerkes wurde jetzt also umgedreht. Wurde früher für den Einsatz von Gas geworben, der eigentlich alle Lebensbereiche betraf, mußte jetzt also für Einsparungen und sinnvolles Umgehen mit Gas geworben werden. Die Gasversorgungsunternehmen waren aufgefordert, eine Erhebung über noch betriebene Gasgeräte durchzuführen.


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Aus dem Betriebsbericht des Gaswerkes von 1943 gehen folgende Zahlen hervor:

Gasabnehmer insgesamt: 10.958
Badeöfen 1.089
Waschmaschinen 34
Heizöfen 53
Kühlschränke 25

Die Gasanlagen der öffentlichen Gebäude waren schon abgeschaltet worden. Aus dieser Statistik geht auch hervor, daß der Einsatz von Gas für die Vollversorgung von Wohnungen in Stralsund überhaupt keine Rolle spielte, sondern nur den Zweck der Beleuchtung und des Kochens erfüllte.


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Ebenfalls 1942 wurden die allgemeinen Bedingungen zur Gasversorgung in Deutschland einheitlich geregelt. Diese gesetzliche Regelung nennt sich AVBGas und ist im Prinzip heute in der Fassung von 1979 als AVBGasV gültig. Bis dahin gab es in Stralsund eine Gasbezugsordnung aus dem Jahre 1911, die 1924 aktualisiert wurde. Der Vorläufer der Gasbezugsordnung waren die Regulative. Die Gasbezugsordnung hatte damals schon sehr große Ähnlichkeit mit der AVBGas.


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Im Zuge der Sparmaßnahmen an Benzin wurde eine Verfügung erlassen, unkompromiertes Gas auch in Stralsund zum Betanken von Fahrzeugen einzusetzen. Ob dieses realisiert wurde, ist leider aus den Akten nicht zu ersehen.
Durch den zweiten Weltkrieg die notwendigen Reparaturarbeiten bis nach Kriegsende zurückgestellt. Dadurch ist das Gaswerk und das Netz heruntergewirtschaftet worden, da infolge von Materialmangel für Reparaturen die laufend anfallenden Schäden nicht mehr vollständig beseitigt werden konnten.
Lediglich die Öfen 4 und 5 wurden durch Firma Klönne im Zeitraum 1940-1943 generalüberholt. 1944 machte sich dann eine akute Kohleknappheit bemerkbar. Der Gasverbrauch durch die Bevölkerung mußte drastisch eingeschränkt werden, die Gasmengen wurden kontingentiert und streng kontrolliert. Ständig wurden Gasmesser kontrolliert, damit die Weisungen auch eingehalten wurden. Wer unbegründet die Gasmenge überschritt oder plombierte Geräte benutzte, mußte mit schweren Strafen rechnen


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Mit Einstellung der Gasproduktion zum Kriegsende standen die Gaswerksarbeiter vor einem Chaos. Das Gaswerk war total heruntergewirtschaftet. Die fünf Vertikalkammeröfen waren unbrauchbar und für einen weiteren Betrieb überhaupt nicht mehr geeignet. Die gesamten Gasaufbereitungsanlagen waren in einem Zustand, den man als Schrott bezeichnen konnte.
Trotz dieser Situation begannen die Kollegen des Gaswerkes unter schwierigsten Bedingungen, die Anlagen im Gaswerk zu reparieren, obwohl viele daran zweifelten, dass das Gaswerk jemals wieder produzieren würde. Durch den unermüdlichen Einsatz der Belegschaft, der Betriebsleitung und durch die Hilfe der damaligen sowjetischen Besatzungsmacht wurde erreicht, dass zum Dezember 1945 zwei Vertikalkammeröfen fertig gestellt wurden. Ende 1945 rollten dann auch die ersten Kohlezüge an und am 01.01.1946 wurden die beiden Öfen angefeuert. Die Gasproduktion konnte Ende Januar 1946 aufgenommen werden


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